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(Fotos by Franziskus)
Puhhh! War das ein
Konzert!
Alleine schon, daß dauernd wildfremde Leute auf mich zukamen und mich mit
"Hallo Bruder" begrüßten! Aber das ist ein anderes Thema ...
Die Konzerthalle Dortmund ist fein. Nicht ganz so lang, wie auf den Fotos
zu sehen, aber ziemlich hoch <schwindel>, Die Bühne ist nicht sooo
wahnsinnig groß und relativ unspektakulär bestückt.
Ich sitze in der dritten Reihe und das heißt, ich kann beinahe Davids
Mikrofonständer anfassen. (Wenn nicht die beiden Gorillas im Anzug wären,
die rechts und links vor den Lautsprechern stehen müssen)
Vorsichtshalber hatte ich wenigstens meine kleine "Knipse" mit und konnte
ein paar Notfotos machen. Aber ihr wollt ja bestimmt viel lieber wissen,
wie die Show war. Nun denn:
Ich lasse gleich am Anfang meinen Schlußsatz raus:
Leute, stellt euch vor, Pink Floyd wäre wiederauferstanden. Ein "Best of",
original gespielt, live, voll auf die Ohren - und ihr sitzt in einem
feinen akustisch hochgestylten Konzertsaal auf einem Polsterstuhl vor der
Bühne!
So war das!
Wenn ihr noch irgendwo Karten bekommt: nehmt sie!
Aber von Anfang an:
Es gibt eine ziemliche Menge an Scheinwerfen, aber keine Specials, wie Mr.
Screen, Nebelwände etc. Es gibt auch keine Caroline Dale, Chor, Orchester,
Polly am Klavier. Nein, die angekündigte Stamm-Mannschaft ist da: Gilmour,
Wright, Carin, Pratt, Manzanera, Parry, DiStanislao.
Gilmour wird - wie nicht anders erwartet, stürmisch begrüßt.
Erster Teil: On an Island komplett.
Sehr schöner Anfang
Gilmour spielt bei Red Sky at Night das Saxophon persönlich - und zwar
klasse, nahezu wie auf dem Album.
Es ist eine Lust, dem Meister auf die Finger zu gucken!
Eines meiner "minderen" Stücke auf dem Album, "Take a Breath" erwacht
plötzlich zu neuem Leben. Es fetzt auf einmal, als wäre ich auf einem
Floyd Konzert! Ich bin begeistert. So kommt ein Song bei mir überrraschend
von 0 auf 100.
Zwischendurch heftiger Beifall. Gilmour "You enjoy the show? So do we!"
Nach der sehr kurzen Pause (wegen Andrang vorm Klo reichte es noch
nichtmal zum "Loo break") gehts jetzt richtig weiter mit den goldenen
Oldies. Die ersten Töne von "Shine on" lösen Begeisterungsstürme aus, noch
ein bißchen Geplätscher, Wrights "Wearing the Insde Out", und dann die
Überraschung: "Bumm ... Bummm ... Bumm ... Bummm" Das wird doch nicht ...
doch... es wird!
Wie auf dem gerade zu ladenden Roio von der 72er Tour scheppern die
Saiten, diese Lautstärke dürfte das Konzerthaus noch nie erlebt haben! Wir
hören "Breathe", wirklich und echt, fast wie 1972 in der Phillipshalle,
nur daß ich da viel zu weit hinten stand, um Gilmour zu erkennen. Geil!
Einfach nur geil! Und dann gehts schon über in "Time" und breathe Reprise.
Wer hätte das gedacht. Wer wollte noch "Dark Side" spielen? Egal. Besser
kann das nicht werden. Fast vermeine ich, in Gilmours Kopf leise zu hören
"Immer zweimal mehr wie du. Ätsch".
Es ist nicht zu glauben. Der Saal tobt.
Danach Dominoes, wo Manzanera überraschend mit seiner Gitarre zeigt, daß
er ein würdiger Floyd gewesen wäre, High Hopes und dann ...
pingggg.... pinngggg.... nee, nicht oder? Das kann ja wohl nicht sein.
Doch, kann. Als wären es der Überraschungen nicht genug, zu einer
faszinierend gemachten Lightshow, erklingt Echoes - das Original, in jedem
Detail, live, fehlerfrei. Rick am Piano, Gilmour macht mit seiner Gitarre
Sachen, die ich mir in meinem 35jährigen Pink Floyd-Leben nicht hätte
vorstellen können. So geht das also mit diesen Tönen! Irre! Und hört sich
an wie 1970 obwohl der Kerl gerade 60 geworden ist.
Echoes war schon immer einer meiner Lieblingssongs, aber seit diesem
Abend: eine Liebe ist neu entflammt! Wie von Pink Floyd gewohnt: Laut,
wirklich laut, exakt auf den Punkt gespielt, die abgehackten Riffs, das
Schlagzeug, und noch ein bißchen lauter, aber sauber, kristallrein!
Also echt... fast wären mir wirklich die Tränen gekommen!
Stehende, lange Ovationen folgen. Und dafür gibts noch Shine on und
Comfortably Numb.
Gilmour alt? Nicht die Spur.
Wright alt? Er hat sich in den letzten Jahren nicht viel verändert, aber
er scheint 10 Jahre jünger geworden zu sein. Er ist nicht mehr der
grauhaarige Typ, der schüchtern sein Lied vorstellen darf, er sieht aus
wie der Keyboarder von Pink Floyd immer ausgesehen hat - und spielt auch
so.
Ein Lob an Carin! Was der alles macht, so nebenbei! Klasse.
Und DiStanislao? Ich hatte den Eindruck, der Typ war völlig unterfordert.
Konnte sich sogar noch zwischendurch am Kopf kratzen und schien einen
Riesenspaß dabei zu haben.
Hey, das war eines der besten Floyd-Konzerte meines Lebens!
Franziskus
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