Am nächsten Vormittag war eine Stadttour auf Syds Spuren geplant. Ich
hatte in der Touri-Info am Vortage gesehen, daß die welche zu Fuß,
welche per Bus, ja für 35 Euroonen sogar welche per Harley
Davidson
(wird die so geschrieben?) anboten. Als ich mir dann aber früh im Hotel
meinen gekauften "Pink Floyd Fan´s Illustrated Guide to Cambridge"
ansah, merkte ich, daß viele der Gebäude, die mich interessieren, gar
nicht weit von meinem Hotel entfernt waren. Ich brauchte nur die Hills
Road ein Stück stadtauswärts zu laufen, schon stieß ich auf eine Schule,
von der ich vermutete, daß sie die Vorlage für ABITW2 abgegeben hätte,
hab sie auch fotografiert, später aber gemerkt, daß es "nur" das
ehemalige Hamerton Teaching Trainings College, wo Syd und Roger ihren
Kunstunterricht bekamen, sein konnte. Die eigentlich gesuchte befand
sich in entgegengesetzter Richtung in der Hills Road - naja, bin ich
auch oft genug vorbeigegangen, jedesmal wenn ich in die City wollte, hab
sie nur nicht richtig registriert.
Schräg
gegenüber des Hamerton, jetzt Sixth Form College, in der Hills Road 183,
einem ziemlich schlichten grauen Gebäude, lebte damals Syds Familie.
Dort soll ihm David auch das Gitarrenspiel beigebracht haben. Gleich die
nächste Straße links eingebogen, war ich nach etwa 50 Metern
in
der Rock Road, wo in Nr. 42 Roger und in Nr. 39 seine erste Frau Judy
wohnte. Eine ganz ruhige Nebenstraße, aber ausgerechnet hier war das
Fotografieren bißchen peinlich, da sich in Rogers Nebenhaus drei
Personen im Vorgarten aufhielten und mich die ganze Zeit mißtrauisch
beäugten. Dann kam noch ein Passant, der aber nur
verständnisvoll-wissentlich lächelte... Ich hab Rogers Haus, das nicht
den frischesten Eindruck macht, mit Straßennamen fotografiert, Ihr könnt
es also gut erkennen.
Dann gings weiter zum St. Margarets Square 6, dem letzten Wohnort von
Syd. Eine winzige Straße mit n ur
vier, fünf Häusern auf einer Straßenseite, Syds war das vorletzte. Mit
größtenteils zugezogenen Vorhängen und unverhältnismäßig vielen Autos
vor der Tür. Mit mir trieb sich lediglich eine andere Frau mit
Fotoapparat in der Nähe des Hauses rum, die mich auch bald ansprach,
wobei sich rausstellte, daß sie sehr gut deutsch konnte, so daß wir hier
unsere Touren abbrachen und uns in ein Pub zum gemeinsamen MIttagessen
zurückzogen. Es war Beverley, eine 55jährige aus London, mit der mich
auch weiterhin Mailkontakt verbinden wird.
Mit
der Besichtigung von Davids Wohnhaus wurde es nun nichts mehr, wäre es
wohl auch so nichts geworden, da er in einer ganz anderen Ecke von
Cambridge lebte, die aufzusuchen mich sehr viel Zeit gekostet hätte.
Denn ich wollte an diesem Tage noch
ins Stadtzentrum, ins riesige neue Einkaufszentrum Grande Arcade, wo
sich im zweiten Obergeschoß die Storm-Ausstellung "Mind over matter -
the images of Pink Floyd" befand. Nicht allzu umfangreich, aber
wunderschöööön... In Großformat wirken die PF-Cover umwerfend. Es gab
auch eine faszinierende Bilder-Serie aus Nach-Barretts-Zeiten und
natürlich vieles andere. Alles mit ( für mich) horrenden Preisen
versehen, wurde vermutlich am Ende verkauft oder versteigert.
Ich hatte sowieso ein ganz anderes Kaufinteresse, denn ich hatte am
Vortage ein City- Wakes- Poster von den Storm-Studios gesehen, das mich
sofort unwahrscheinlich emotional ansprach und faszinierte.
Es
zeigt nichts weiter als mehrere hintereinander stehende grüne Türen, die
ein Mensch zu durchschreiten versucht. Manche sind offen, manche
sichtlich schwer zu öffnen, manche bleiben ganz geschlossen. Und alle
werfen ihre Schatten... also alles wie im richtigen Leben, erst recht in
Syds Leben. Es war diese (meine) Deutung, gerade im Zusammenhang mit dem
Barrett-Tribut, die mich sofort für dieses Poster einnahm. Ich hatte es
am Vortage nicht gekauft, weil ich hoffte, heute ein signiertes in der
Storm-Ausstellung zu erwischen. Gab aber auch nur unsignierte, als ich
kam. Meine Enttäuschung muß für die junge Frau von Escape Artist, die am
Verkaufstisch saß, so sichtbar gewesen sein, daß sie mir zuraunte, wenn
ich eine halbe Stunde warten wollte... da käme Thorgerson persönlich
vorbei und ich könnte mir eins unterschreiben lassen Sie bot mir sogar
an, auf dem freien Stuhl neben ihr zu warten (wohl wieder ein Bonus
meines Alters).
Wir
haben uns dann, soweit möglich, sehr anregend unterhalten - bis Storm
kam und durch die Ausstellung lief, so daß sich inzwischen in einigem
Abstand von dem Tisch doch eine ganz schöne Menschenmenge einfand. Ich
selber, inzwischen natürlich aufgestanden!!!, befand mich aber immer
noch in Tischnähe. Sophie, die junge Frau, reichte mir gerade Stift und
Poster, als er auf uns zu kam, uns beide begrüßte und sich auf den von
mir gerade frei gemachten Stuhl setzte. Ich nutzte die Gunst der Stunde
- daß alle anderen Gäste sich noch in Abstand hielten -, und bat ihn um
seine Unterschrift auf dem Poster. Auch meine Bitte, von ihm ein Bild
machen zu dürfen (da mir sonst zuhause wohl niemand glauben würde, daß
ich ihn persönlich getroffen hätte), wurde positiv beantwortet. Mehr
noch, als ich mit der Kamera vor ihm stand, schickte er Sophie zu mir,
damit sie mir den Fotoapparat abnimmt, und winkte mir zu, mich neben
seinem Stuhl zu postieren, damit ich mit ihm zusammen auf das Foto komme
...
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