Gregorian oder "Low Hopes"
       
      Gerade lese ich eine Ankündigung auf der Seite unseres Top-Informanten Werner Haider:
      (http://www.music.privateweb.at/pulse.spirit.wh/) 
       
      -----------------------------  schnipp ---------------------------------- 
      Gregorian Masters Of Chant Chapter IV. 
      Großartig arrangierte Pop-Musik Masters Of Chant IV.  
      Pop-Songs als gregorianische Mönchs-Choräle ... Das neue Gregorian 
      Album Masters Of Chant Chapter IV überrascht mit großartigen Songs. Da 
      erklingen Paul  Simons Bridge Over Troubled Water und John Lennons 
      Imagine [ ... ] und Pink Floyd mit High Hopes vertreten. [ ... ] 
      Gitarrensoli unterstützen den würdigen, tragende Mönchs-Chor, der den 
      Welt-Hits des Pop einen neuen, überraschenden, nie gehörten Ausdruck 
      verleiht. Hier wird Gregorian von einem neuen musikalischen Fundament 
      untermauert, das gleichermaßen entspannend wie mitreißend ist: Ein 
      Musik-Genuss der besonderen Art.  
      -----------------------------  schnapp ------------------------------------ 
       
      Zwei zustimmende Sätze sind diesem Kommentar hinzuzufügen: 
       
      1) Die Waschmittel waschen auch immer weißer und Werbung an sich ist ja unkaputtbar. 
      2) Der letzte Nebensatz trifft es ziemlich genau. 
       
      Gregorian waren es, die schon Anno 2001 ihre ganz eigene Interpretation von "Wish you were here" vorgelegt haben. Schön,
      getragen, mit uuuhhnnnheimlich ...lich viel Hall, wie in einer richtigen Kirche, am besten als Pausenmusik während der Austeilung der
      heiligen Kommunion. (Mein Gott, ob Roger Waters das so völlig anders empfindet? Wer hat denen die Aufführungsrechte gegeben?) 
       
      Und ab Montag nun auch "High Hopes"! 
       
      Vielleicht gibt es Leser unter euch, die noch nie ein Video dieser mystischen Figuren namens "Gregorian" gesehen haben: Da treten ein
      paar erwachsene Männer in schockfarbenen, teletubbiesken Plüschkutten auf und bemühen sich, die Top-Songs der besten Komponisten unseres
      Jahrunderts in unnachahmlicher Weise so zu verhunzen, daß sogar ein transzendentaler New-Wave-Veganer das Prahna hochwürgen muß. 
       
      Nun habe ich wirklich nichts gegen gregorianische Choräle: selbst zwar nur virtueller Webmönch, habe ich dennoch eine durchaus
      katholische Erziehung genossen, und wenn mir als Heranwachsender eines an der Kirche gefallen hat, dann waren es diese gregorianischen
      Gesänge, die zu sehr raren Feiertagen während des Hochamtes in der 
      Prämonstratenserabtei gesungen wurden, die mein Vater aufzusuchen pflegte. Ich besitze sogar zwei oder drei richtig gekaufte CDs mit
      solchen Gesängen und mag die ab und zu gerne hören. 
       
      Das hat aber genausowenig mit Gregorian zu tun, als wenn man Homer im Rap-Rhythmus vortragen würde und als inneren Befreiungskampf der Bronx
      verkaufen wollte. Ich meine, daß meine Leidensfähigkeit recht 
      ausgeprägt ist: Ich kann Vico Torrianis "Kalkutta liegt am Ganges" genauso gut ertragen, wie Alfred Bioleks Kochsendungen, aber was
      Gregorian an musikalischem Kitsch aufträgt, ist für eine normal empfindende Kreatur aus dem Geburtsjahr 1951 nicht mehr assimilierbar.  
       
      Mag sein, daß die heutige Generation das braucht. Es gibt ja auch 200.000 Leute, die sich am Erscheinungstag ein zweites Buch von Dieter
      Bohlen gekauft haben, einem Mann, der immerhin noch keinen Pink Floyd Song gecovert hat, aber ansonsten in den gleichen Sack gehört. 
       
      Mag sein, daß der deutsche Bundesbürger so sehr an seinem Ordnungsimage krankt, daß er in seiner Not alles mitnimmt, was nur den
      Hauch von Esoterik oder Mystik verspricht  
       
      Mag sein, daß man alles nur konsumierbar, gefällig und belanglos gestalten muß, um es an jedermann zu bringen, Hauptsache, der Rubel
      rollt. 
       
      Sollen sie. 
       
      Ich habe nichts dagegen, wenn mein Nachbar glaubt, es sei wunderschön, wie "Losing my religion"  von kastrierten Teddies gesungen wird. Ich
      habe auch nichts dagegen, daß der Hamburger Musikproduzenten Frank Peterson mit seinem Geschenk an das deutsche Volk Geld verdient.  
       
      Aber als Pink Floyd - Freund muß ich sagen: Laßt eure Finger von den besten Stücken unserer Lieblingsgruppe! Summt sie im Beichtstuhl, oder
      beim Gurgeln im Weihwasserbecken. Aber verkauft diese ärmliche Persiflage nicht einem Millionenpublikum als "Pink Floyd".
      Auch wenn sie's nicht besser wissen, die Massen, die sich an Musikantenstadel und Nicki delektieren: Das haben sie nicht verdient! 
       
       
       
      Ankurbeln des Umsatzes von Gregorian durch Anhören: 
      http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/B00004YZ1G/302-7166584-0631234 
      http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/B00005Q364/ref=pd_sim_dp_1/302-7166584-0631234 
       
      oder ansehen 
      http://www.gregorian.de/germany/index2.html 
         |