The
Bastard Operator from Hell
Zurück an meinem Arbeitsplatz finde ich den Hausmeister -
eingeschlafen vor dem Terminal. Ich frage ihn, ob er nicht lieber
hier arbeiten möchte, aber er lehnt dankend ab. Hier hat er
nicht die Möglichkeit, Leute in der Toilette aufzuschrecken...
Ich lege den Hörer zurück auf die Gabel und sofort klingelt es.
Ich hasse es, wenn es das tut. Ich brauche immer eine Ewigkeit,
die Earphones nachher wieder reinzupfriemeln.
Diesmal ist es anders. Die
heißeste Mieze auf dem Campus ist dran - und sie hat ein
Computerproblem! Ich liebe solche Augenblicke. Sie machen den Job
erst zu dem, was er ist.
"Wie ist Ihr
Username?" frage ich - als ob ich es
nicht auswendig wüßte. So schnell ich kann,
überfliege ich ihre persönliche email - das meiste
nur todlangweiliges Zeug - und grepe die gesamte
User email nach ihrem Usernamen. Nichts -
vortrefflich! "Wie kann ich Ihnen helfen?" flöte
ich
charmant.
"Ich kann mein Dokument nicht abspeichern.
Es sagt etwas mit zuwenig Speicherplatz."
"Das werden wir gleich haben" sage ich und lösche
alle anderen Files auf ihrer Platte - außer den
ihrigen natürlich. "Jetzt sollte alles
funktionieren..."
"Oh, vielen, vielen Dank" haucht sie ins
Mikrophon.
Ich notiere mir, daß ich morgen
wieder etwas an ihren Account herumdoktere.
Das Telephon läutet, fast bevor ich es wieder auf der Gabel
habe.
"Meine Daten sind alle
weg!" schreit
jemand am anderen Ende.
"Wann war das?" frage ich.
"Gerade eben..." sagt er schluchzend.
"Aha. Tja, Kopf hoch. Es sind noch drei Tage bis zum
Semesterende. Wenn Sie Tag und Nacht dran bleiben,
werden Sie schon noch eine Drei minus schaffen."
Er schluchzt noch zwei- dreimal
leise und legt auf. Schwächling!
Das Telephon läutet schon wieder!
"Der Bildschirm an meinem
PC ist so
schwach. Ich kann kaum die Buchstaben
erkennen. Soll ich den Helligkeitsregler
hochdrehen?"
"NEIN!" schreie ich."Fassen Sie den Knopf
nicht
an! Haben Sie auch nur die leiseste Ahnung, was da
für eine Strahlung 'rauskommt, wenn Sie den Knopf
ganz zum Anschlag drehen?!"
"Also ich .." sagt sie verunsichert.
"HÖREN SIE AUF MEINEN RAT!" sage ich. "Es
gibt nur einen SICHEREN WEG, ein schwaches
Display aufzumöbeln, und das ist:
Nadelenergieimpulse in die Treiber geben!"
Die Worte 'Nadelenergieimpulse '
und 'Treiber' sind zuviel für sie. Wenn Leute solche Ausdrücke
hören, gehen sie automatisch in 'dummy mode' und machen ALLES,
was ich sage. Ich könnte ihr jetzt vorschlagen, nackt und nur
mit einem Netzkabel bekleidet über den Campus zu sprinten und
sie würde es wahrscheinlich machen... Hmmmm.
"Haben Sie zufällig ein
übriges Netzkabel
'rumliegen?"
"Nein..."
"Oh, naja. Dann müßen wir das mit den
Nadelimpulsen probieren... Also, Sie schalten jetzt,
so schnell Sie können, Ihren PC ein und aus. Einfach
den Kippschalter hin und herflippen, verstehen Sie?
Etwa dreißig mal."
"Soll ich vorher meine Disketten
'rausnehmen?"
"NEIN! Wollen Sie alle Ihre Daten verlieren?!"
"Oh. Nein, natürlich nicht. Also..."
Ich lausche gespannt.
... klick klack klick klack klick klack klick
klack klick klack kl
Erstaunlich! 27 oder 28. Normalerweise macht sich
das Netzteil schon nach dem achten oder neunten Mal
in die Hose!
"MEIN COMPUTER! ER RAUCHT!"
schreit sie an anderen Ende.
"Wirklich?? Da muß ein Fehler im Netzteil gewesen
sein! Gut, daß wir das geklärt haben! Haben Sie noch
Garantie auf die Maschine?"
"NEIN!"
"Du liebe Güte! Was für ein Pech! Tja, dann hilft nur
reparieren lassen. Haben Sie wenigstens Ihre Daten
gesichert?"
"Ja, ins System, gestern erst. Aber die ganze
Arbeit von heute morgen ist futsch!"
"Sie Ärmste! Wie war Ihr Username? Ich will gleich
mal checken, ob Ihre Backups ok sind..."
Sie sagt ihn mir...
Ich sitze wie üblich an meiner
Konsole. Ein Benutzer ruft an.
"Hallo, Kontrollraum.
Simon am Apparat. Wie kann ich
Ihnen helfen?" sage ich.
"Ich komme nicht in meinen Account"
nuschelt es am anderen Ende.
"Wie lautet bitte Ihr Username?" frage ich. Er gibt
mir
seinen Usernamen. Ich schaue in seinen Account. "Kein
Problem, da war nur ein nicht-ausführbares login file. Ich
hab's richtig gestellt. Jetzt sollten Sie ohne Probleme
'reinkommen."
"Danke."
"Kein Ursache. Schönen Tag noch!"
HÄÄÄHH?! fragen Sie sich jetzt.
Ist der BASTARD OPERATOR FROM HELL endlich zum Guten bekehrt
worden? Hat er aufgegeben?? REIF FÜR DIE KLAPSMÜHLE??? Naaah.
Der BASTARD OPERATOR FROM HELL wird ab heute überwacht. Alle
Aktionen im Mainframe werden automatisch protokolliert. UND WENN
DAS PASSIERT werde ich normalerweise auch abgehört! Also muß
ich hübsch brav sein, bis ich die Bugs entdeckt habe. Sollte
nicht allzu lange dauern - vertrauen Sie mir!
Ah. Da haben wir schon eins. Im
Telefonhörer, klar. Aber der Boss ist einer von der witzigen
Sorte. Ich wette, da sind noch mehr. Ahja, ein anderer unter dem
Telefon und ein dritter in meinem Keyboard. Zeit für eine kleine
Kaffeeschlacht. Drei auf einmal.... hmmm. Ich bringe mal besser
die ganze Kanne und warte auf Zeugen. Der System-Manager kommt
herein.
"Wo bleibt der Bericht, den
ich gedruckt habe?" fragt er mit saurer Miene - er ärgert
sich offensichtlich, daß ich mich am Telefon noch nicht ans
Messer geliefert habe. Widersacher identifiziert! Wie der
Direktor der "BASTARD OPERATOR SCHOOL" (ich!) immer zu
sagen pflegt:
"Es gibt kein Problem das
sich nicht lösen läßt, indem man die Benutzerprozesse killt,
alle ihre Files löscht,
ihre Accounts sperrt und ihre tatsächlichen Einnahmen dem
Finanzamt zukommen läßt."
Ich ziehe den Ausdruck unter der
Kaffeekanne hervor, die ich vorher plaziert hatte, und der Kaffee
ergießt sich über Telephone und Keyboard. Aus irgendeinem Grund
standen beide übereinandergestapelt in der Nähe.
"Uuuups!" sage ich. Entsetzen malt sich auf meinem
Gesicht. Sein Gesicht sagt mir daß ich richtig lag.
"Glauben Sie ja nicht, daß Sie damit davonkommen,
Simon" knurrt er und stampft hinaus.
Ich schalte den Ethernet Monitor
ein und beobachte die Pakete, die aus seinen PC kommen. Ah. Ein
Memo geht an den Laser im Büro des Direktors. Inhalt: Beendigung
meines Kontrakts, fristlos. Ich mache schnell ein paar notwendige
Änderungen an dem File, solange es im Spooldirectory liegt, und
lasse es dann an seine ursprüngliche Adresse weitergehen. Ich
starte mein Programm 'endzeit', das -522 auf den PC knallt und
der Mainframe macht sich in die Hose. Später beim Booten
entferne ich das lästige Logging. Als nächstes gehe ich in den
Kabelraum und stecke meinen Walkmankopfhörer in den freien
RS232-Port aus dem Büro des Direktors. Es ist erstaunlich, wie
leicht man bugs ausstreuen kann, wenn man weiß, wo die
Datenleitungen laufen!
Direktor: "Sind Sie
sicher?"
SysMgr: "ABSOLUT SICHER!"
Direktor: "Und Sie wollen es sich nicht nochmal
überlegen?"
SysMgr: "AUF KEINEN FALL!"
Direktor: "Nun gut, ich werde es sofort an die
Personalabteilung weiterfaxen..."
SysMgr: "HERVORRAGEND!"
Zwei Sekunden später kommt der
Systemmanager herein. Er lächelt. Es sieht aus wie das Lächeln
eines großen, satten Haifischs. "Tja, ich werde Sie
vermissen, Simon..." beginnt er, noch ganz erfüllt von der
eben geleisteten Entscheidung. "Oh?" sage ich
zuckersüß und heuchele Neugier. "Wohin gehen Sie
denn?" "Nein, Simon" sagt er genußvoll, "Sie
gehen." "Eine BEFÖRDERUNG!" sage ich. "Sie
haben endlich diesen Brief an den Direktor geschickt, daß er ein
gottverdammtes Arschloch ist und daß Sie aufhören?"
"Nein..."
"Sind Sie sicher? Der ist aber viel besser als der über
meine Entlassung..."
"W..." Seine Pupillen
weiten sich eine kleine Idee. Es ist, als ob man ein Walross mit
dem Sofakissen erschlagen würde. Er rast los, um das Fax zu
stoppen. Nur, nachdem er gerade gekündigt hat, klickediklackedi
funktioniert sein card key nicht mehr ... Anfänger...
Das Telephon klingelt. Es ist
derselbe wie vorhin.
"Ich komm' jetzt in
meinen Account, aber ich hab' keinen
Speicherplatz mehr auf der Platte..."
"Moment, ich schau, was ich tun
kann."
klickediklackedi
'rm -r *'
Ich fahre zur Arbeit und klebe
hinter diesem alten Trottel, der klassische SLOW DRIVER FROM
HELL. Sein Tacho hat bei 20 die rote Linie und kommt ins
Schlingern, wenn er die Kurven mit mehr als 5 nimmt. Ich
verbrauche ein halbes Kilowatt in meiner Hupe, aber sein
Hörgerät ist anscheinend auf Flüstern eingestellt. Keine
Chance, vorbeizukommen! Ich memoriere sein Kennzeichen. Genau
genommen tue ich das seit fünfzehneinhalb Minuten sechzigmal in
der Minute. Mannomannomann... Ich denke, da ist wieder mal ein
Anruf in Flensburg fällig. Vielleicht könnte man auch den Wagen
als gestohlen registrieren. Gestohlen von Waffenhändlern aus den
vorderen Orient. Gefährlich...
Endlich in der Arbeit blättere
ich als erstes den Ausredenkalender um.
"ELEKTROMAGNETISCHE STÖRSTRAHLUNG VON FUNKTIONSUNTÜCHTIGEM
SATELLITEN".
Klingt gut; vielleicht wird es doch noch ein netter Tag.
Ich logge mich als "FUCKYOU" ein (der
Kummerkasten-Account für die Benutzer) und rufe die mail auf.
Drei Nachrichten sind drin. Die erste hat 117 Zeilen, eine
Plaudertasche offensichtlich. Sch.... ich hasse das! Anstatt
einfach zu sagen: "Der und der Account braucht mehr
Speicherplatz" fangen sie an zu erzählen, über was für
einen Mist sie für welchen idiotischen Dozenten zu forschen
haben und daß es schon gestern hätte fertig sein sollen und
daß sie's auch geschafft hätten, aber dann hatte die Kusine
dritten Grades plötzlich einen Magendurchbruch und einen
riesigen Blutverlust und mußte ins Krankenhaus gebracht
werden... usw usw. Ich lösche die Mail unbesehen.
Die zweite Mail stammt
offensichtlich von jemandem, der nicht mit dem Mailprogramm
umgehen kann. Da ist nur der Header, aber keine Nachricht. Ich
antworte mit direktem Reply: "Keine Sorge. Wir kümmern uns
darum am nächsten Dienstag." Hoffentlich war's was
Wichtiges!
Die dritte Mail hebe ich mir für
morgen auf. Samstag wäre ein gar zu langweiliger Tag - sollte
ich jemals am Samstag arbeiten müssen! Das Telephon klingelt.
Ich dachte, das hätte ich 'repariert'! Ich klemme mir den Hörer
unters Kinn, damit ich gleichzeitig die Pizza in die Mikrowelle
schieben kann.
"Ja?" rufe ich
hektisch.
"Irgendetwas stimmt nicht mit meiner Bootdisk. Ich kann
den
Server nicht erreichen."
"Haben Sie die Diskette
dabei?"
"Klar!"
Ich hole mir die Disk und stecke
sie zusammen mit der Pizza in die Mikrowelle. Fünf Minuten
ULTRA-NUKE!
Eine viertel Stunde später ruft er wieder an.
"Es funktioniert immer
noch nicht, aber jetzt
höre ich auch noch komische Geräusche aus
dem Laufwerk und es riecht irgendwie
angebrannt."
Angebrannt? Ich untersuche den Boden meiner
Pizza. Naaah, nix angebrannt. Dem Jungen geht nur
die Phantasie durch! "Oh, Sch...." sage ich,
"das
sind wieder diese Störstrahlungen von
ausgemusterten Satelliten."
"Tatsächlich? Davon hab' ich auch schon
gehört..."
Wow! "Aha! Tja, ich schätze, Sie müssen sich 'ne
neue Bootdisk zulegen..."
"Oh. Naja, macht auch nix. Die alte hätte es
sowieso nicht mehr lange gemacht. Danke."
"Keine Ursache. Und denken Sie immer daran, den
Virenchecker FDISK ab und zu laufen zu lassen,
wenn Sie wichtige Daten auf Ihrer Disk haben..."
"Werd' ich machen. Danke!"
"Alles klar - ist nur mein Job!"
Racing läuft viel zu langsam für
einen erfahrenen Spieler; also kille ich eben mal alle Database
Prozesse, die sich den Löwenanteil an CPU holen und gebe Racing
Priorität -10. Besser, viel besser. Verdammt hart, so an der
vordersten Front: Immer nur Arbeit, Arbeit, Arbeit...
Ich gönne mir einen schnellen
2-Stunden-Snack in der Cafeteria. In der Cafeteria sind immer
alle ganz reizend zu mir. Zumindest seit es mal diesen dummen
Computerfehler gegeben hat, der ihre Küche als Anlaufstation
für Organspender registrierte - ziemlich lästig! Ich schnappe
mir noch ein paar Cokes und Crackers und mach' mich auf den
Rückweg, diesmal durch die Anfänger-Labs.
Informatik, erstes Semester. Ich
schaue durch das Guckloch an der Tür: Ein ganzer Hörsaal voller
Frischlinge ohne Dozenten. Das kann nicht angehen! Ich stoße
energisch die Schwingtüre auf und marschiere zur Tafel. "Es
geht los, Herrschaften! Ich darf um Ruhe bitten. Sie dahinten, ja
Sie. Sie sorgen dafür, daß uns niemand stört. Blockieren Sie
einfach den Eingang. Wer zu spät kommt, soll sich das für's
nächste Mal merken. Also, ich bin ihre Vertretung heute und wir
wollen jetzt mal den üblichen Kram, den Sie sonst machen,
beiseite lassen und uns über ein paar fundamentale Befehle aus
der Praxis unterhalten. Wir beginnen mit einer der wichtigsten
Funktionen überhaupt dem REMARK-Befehl oder wie er allen Kenner
bekannt ist 'rm *' ..."
Ich hätte vielleicht doch besser
Professor werden sollen - ich hab' den richtigen Draht zu den
jungen Leuten, wissen Sie...
Grundverhaltensregeln für
Dozenten (nach Father Damian C. Fandal ):
VERSTECKEN!
Wenn sie dich finden: LÜGEN!!
Ich soll als Experte in einer
Vorlesung "Grundlagen Systemverwaltung" auftreten; so
steht es in der Einladung. Also überlasse ich den Kontrollraum
den bewährten Händen von Sam, dem Hausmeister, und gehe
hinüber.
Die Vorlesung läuft wie am Schnürchen. Gegen Ende verkündet
der Dozent, daß die Studenten "nunmehr 10 Minuten
Gelegenheit haben, einem Mann der Praxis, einem richtigen
Operator" Fragen zu stellen.
Ich hole meinen Block und Stift
heraus und sage: "Bevor wir anfangen, folgender Vorschlag:
Könnten Sie bitte Ihren Usernamen nennen, bevor Sie eine Frage
stellen. Auf diese Weise kann ich Ihnen gewisse Probleme an
konkreten Beispielen erläutern. Das ist einfacher zu
verstehen."
Der Dozent schluckt es - mit Senf und Catchup. Beispiele sind per
default gut. Sag niemals was gegen Beispiele an einer Uni!
"Ok, erste Frage. Sie da
drüben..."
"Wie beurteilen Sie den Schutz
von persönlichen Daten auf
einem Mehrbenutzersystem?"
"Wie war Ihr Username?"
"CMS1103."
kritzelkratzel
"Schutz von persönlichen Daten ... Hmmm. Ein heißes
Thema,
wirklich. Sie denken zum Beispiel, wenn jemand Ihre private
mail liest, worin Sie sich mit Ihrem Therapeuten unterhalten?
Zum Beispiel, warum Sie sich vor Ihrer Frau immer im Schrank
verstecken?"
"Oh. Das kam wohl nicht so gut an. Oder er mußte
dringend weg.
War vielleicht kein so gutes Beispiel. Nächste Frage, bitte.
Ja,
Sie da hinten..."
"CMS1136. Ich würde gerne ..."
"Ah. 1136, der einzige User an der ganzen Uni, der in
alt.sex.buggery.by.sailors.in.mums.clothing aboniert."
"Nur für rein wissenschaftliche
Zwecke!"
"Natürlich! Für einen Wissenschaftler haben Sie eine
beträchtliche Posting-Statistik dort, finden Sie
nicht?"
"Der nächste bitte..."
Zwei Minuten später sind wir
allein im Hörsaal. Das ist eben das Problem mit den heutigen
jungen Leuten: Die wollen nichts mehr lernen...
Ich gehe zurück zu meinem Kontrollraum und Sam ist schon wieder
auf der Konsole eingeschlafen. Ich glaube jetzt, er ist DOCH
hinter meinem Job her. So ein Einsatz...
Ich nehme mir vor, bei Gelegenheit ein paar notwendige
Änderungen in der Gehaltsdatenbank vorzunehmen. Man kann nie
vorsichtig genug sein... Kranken- und Unfallversicherung braucht
Sam eigentlich nicht.
Ich lege den Hörer auf die Gabel - das erste Mal heute
nachmittag - und sofort fängt das Ding an zu rattern. ES REICHT!
Um mein Mittagsschläfchen zu retten, leite ich den Anschluß auf
110 um. Das wird ihnen eine Lehre sein!
Uuups, fast vergessen, den Ausredenkalender umzublättern.
"STATISCHE AUFLADUNG WEGEN
NYLON-UNTERWÄSCHE"
Naaah, viel zu plausibel - obwohl, ich könnte die Unterwäsche
von Fall zu Fall persönlich überprüfen...
nee, lieber nicht. Wer weiß, was dabei ans Tageslicht kommt. Ich
blättere eins weiter.
"Statische Aufladung durch
Plastik-Rechenschieber"
Na, das ist doch mal was! Eine
echte Herausforderung! Ich hebe die Telefonumleitung auf und
plaziere den Papierkorb unter dem Druckerauswurf - endlich eine
technisch fortgeschrittene Lösung!
Während ich noch mein Werk bewundere, läutet es. Das könnte
der große Wurf werden!
"Hallo?"
"Hallo, ähm, wie kann ich mein File auf
Rechtschreibfehler prüfen?"
"Ganz einfach. Tippen Sie 'spell' und den
Filenamen."
"Danke."
Ich bin wieder mal höllisch
hilfsbereit heute morgen. Vor allem weil ich weiß, daß meine
spezielle Version von 'spell' Fehler erzeugt, statt sie zu
beseitigen. Aus 'Freund' wird 'Fruend' und umgekehrt. Ein
Augenschmaus! Das Telefon klingelt - er ist's wieder.
"Irgendetwas stimmt nicht
mit dem
'spell' Programm."
"Wie kommen Sie denn da drauf?"
"Weil mein File plötzlich voll mit
Fehlern ist!"
"Hm, das klingt nicht gerade nach 'spell'. Sind Sie
über
Ihren PC eingeloggt?"
"Ja, aber ich ..."
"Bitte, überlassen Sie die technische Diagnose mir!
Also,
ist da irgendwo ein Rechenschieber auf oder in Ihrem
Schreibtisch?"
"Ähm [klapper] ja, aber..."
"Aha. Haben wir's schon. Sie haben eine statische
Aufladung auf Ihrer Festplatte, verursacht von den
wechselnden elektrostatischen Feldern, die der
Rechenschieber erzeugt - Sie wissen schon: so, wie er
kleine Papierfiezel anzieht, wenn sie ihn an Ihrem Pullover
reiben..."
DUMMY MODE ON
"Oh. Was kann man da machen?"
"Sie wissen doch, wie Sie solche lästigen Papierfiezel
von
Ihrem Rechenschieber weg bekommen? Genau, Sie schlagen
damit auf die Tischkante, bis die elektrischen Felder sich
im Erdmagnetfeld auflösen. Machen Sie das gleiche mit
Ihrem PC. Sagen wir, zwanzig mal - heben Sie ihn etwa
dreissig Zentimeter über den Tisch und lassen ihn
fallen."
"Ah, gut. Bleiben Sie kurz dran?"
"Sicher." Das würde ich nicht mal für die
Simpsons
verpassen!
polter polter polter
"Äh, hallo? Der Schirm ist plötzlich
dunkel geworden..."
"Das ist ganz normal, das macht er immer; soll er sogar.
Machen Sie weiter. Und wenn Sie mit dem PC fertig sind,
machen Sie sicherheitshalber das Gleiche auch noch mit
dem Schirm. Manchmal breitet sich die Aufladung über die
Kabel bis in den Schirm aus."
polter polter polter
Ich lege auf. Später gehe ich
raus in den öffentlichen CIP-Pool und träufle unauffällig
Honig in die Schlitze der Floppy Laufwerke, als plötzlich ein
Typ auftaucht, der verdammt wie Lee Harvey Oswald aussieht, und
mich über den Haufen schießt. Aber der Knall kommt aus dem
Maschinenraum, und während ich an einer blutbesudelten IBM
Maschine zusammensacke, höre ich den Ex-System-Manager im
Hintergrund kichern...
Noch später, im Krankenwagen,
wird mir klar, daß ich von dem Typen nicht mal die Userkennung
habe...
... dann wird alles dunkel.
Als der Krankenwagen das Ende des Tunnels erreichte, verschwand
die Dunkelheit wieder. Vielleicht war ich doch nicht so schwer
verletzt. Vielleicht aber doch! Egal, jemand würde dafür
bezahl...
In diesem Moment starb ich. Für einen echten Bastard Operator
from Hell sieht die Sache natürlich etwas anders aus: Mehr wie
ein unerwarteter Urlaub.
Fünf Sekunden später bekomme ich 15 kV durch die Brustwarzen
gejagt. Unverdünnt und ohne Eis! (Echte Sanitäter wissen eben,
wie man eine todlangweilige Party belebt!)
DER BASTARD OPERATOR FROM HELL LEBT!
|