1. Einleitung
Die von Geheimnissen umwitterten Institutionen verdanken ihren Ruf in der Regel den Legenden, die über sie verbreitet werden und die sie selbst in Umlauf bringen. Lernt man sie von innen kennen, enttäuschen sie immer.
Bei der Betrachtung der politischen wie auch gesellschaftlichen Entwicklungen in Mittel- und Westeuropa während des 18. Jahrhunderts gewinnt die Einbeziehung der zu dieser Zeit aufblühenden geheimen Gesellschaften hinsichtlich deren Bedeutung, Funktion und Wirkung in den letzten Jahrzehnten zunehmend an Rang.
In der Literatur spiegelt sich dieses gestiegene Interesse wider. Das Spektrum reicht von Verschwörungstheorien, wie sie Jan van Helsing in seinem zwischenzeitlich verbotenen Bestseller zu Beginn der neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts ausbreitete, bis hin zu fundierten wissenschaftlichen Veröffentlichungen und Studien, die zum besseren Verständnis der jeweiligen Zeit beitragen. Als Beispiel sei Richard van Dülmens wegweisende Forschungsarbeit über den Illuminatenorden, vor allem dessen Verbindung zur Aufklärungsbewegung des 18. Jahrhunderts, genannt.
Es ist also eine klare Unterscheidung zwischen rein spekulativen, fiktionalen Texten und auf Tatsachen beruhenden Schriften notwendig. Gerade ein auf den ersten Blick nicht in jeder Beziehung durchschaubarer Bestandteil der Geschichte wie die Geheimbünde bietet reichlich Terrain für hypothetische Ausführungen. Umberto Ecos 1989 erschienener Roman "Das Foucaultsche Pendel", der hier näher besprochen wird, wagt eben diesen Spagat zwischen Fakt und Fiktion, zwischen geschichtlichem Tatsachenbericht und Abenteuerprosa.
Doch ist das Aufgreifen solcher Themen kein Trend der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Mit den tiefgreifenden Veränderungen des 18. Jahrhunderts war es für die Bürger interessant und mitunter notwendig geworden, sich den zahlreich existierenden Logen- und Hochgradsystemen anzuschließen, um nicht an bestehenden Gesellschaftsgrenzen zu scheitern. Der Eintritt bot zudem Raum für geselliges Beisammensein, persönliche Entfaltung und nicht zuletzt Meinungsaustausch und Kontroverse je nach proklamiertem Ziel der verschiedenen Verbindungen.
Mit der zweiten Hälfte des Jahrhunderts kristallisierte sich der Konflikt zwischen Befürwortern und Gegnern der Aufklärungsbewegung als aufschlussreicher Betrachtungspunkt heraus. Ein Mittel, die neu entstehenden Werte der Vernunft, verbunden mit Humanismus und Weltoffenheit zu verbreiten, bot die Literatur. Wie sich der Einfluss der Geheimgesellschaften auf die deutsche Literatur des 18. Jahrhunderts ausgewirkt hat, möchte ich demgemäß im letzten Teil der Arbeit näher erörtern.
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Autor Gilad Scherpf
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