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Kommentare (2)
Bruder Franziskus
Ein besonderes Merkmal der großen Rocklegenden damaliger Zeit war die Produktion überlanger Stücke, die fünfzehn, zwanzig und mehr Minuten dauerten und zusammen mit der dazugehörigen Licht-Choreographie ein wohltuendes Unterscheidungskriterium von anderen Rock/Pop-Größen bei Liveauftritten war. Pink Floyd pflegten dieses Vorgehen schon in der Frühzeit mit "Astronomy... " und "Set the controls..." und nach Atom Heart Mother ist "Echoes" ein weiterer Meilenstein auf diesem Wege.
Echoes ist also für mich (und für viele andere) das "Hauptstück", die A-Seite des Albums. Wie die Vorgänger dieses Genres ist Echoes eine beschreibende, stimmungserzeugende Musik, der Soundtrack zu einem Film, den sich jeder selbst erzeugen kann, einfach, indem er die Augen schließt. Als damals junger Mann schwebte mir und meinem Freund vor, daß man unbedingt einen Film zu dieser Musik machen sollte, leider waren Videokameras noch nicht erfunden und die Realisierung scheiterte bereits am Aufwand. Umso erfreulicher war es, daß eine fanatische amerikanische Surfergruppe die Musik benutzte, um Aufnahmen einer auf den Surfbrettern montierten Unterwasserkamera stimmungs-synchron zu montieren.
(-> "Crystal Voyager").
Echoes beginnt auf jeden Fall im Wasser, im Meer, in der Brandung, an der Küste. Das auf dem Klavier erzeugte "Ping" simuliert das Echolot eines Schiffes/U-Bootes. Man kann sich eventuell eine lauschige Abenddämmerung, einen Sonnenuntergang vorstellen. Danach folgt Dunkelheit, Schlaf, Ängste, Träume, symbolisiert durch fremdartige Geräusche und Instrumente. Schließlich bahnt sich ganz langsam die Morgendämmerung einen Weg durch das Dickicht der (Alp?)Träume, man hört förmlich, wie die Sonne/die Helligkeit emporsteigt: erst leise und zaghaft, dann stetig zunehmend (lauter werdend) bis uns die Helligkeit mit einem Trommelwirbel blendet und wir die Augen aufreißen um die "Millionen Botschafter des Morgens" zu begrüßen...
Diese "Morgedämmerung" ist so plastisch in Form von Musik dargeboten worden, daß ich mir das auch nach vielen Jahren immer noch mit Entzücken anhören kann. Einfach "schön".
(Note 2)
Auf der anderen Seite des Albums (und am Anfang der CD) gibt es natürlich auch noch "Klassiker" aus heutiger
Sicht:
"One of these Days" wurde sogar bei der letzten Tournee wieder gespielt: harter, rhythmischer Rock, mit Effekten, die damals sensationell waren. (3+)
"A Pillow of Winds" - was ganz anderes: eine Stimmung, die zum Faulenzen und Träumen geradezu einlädt. (3)
"Fearless" - damit kann ich persönlich wenig anfangen. (4)
"San Tropez" - sehr "unfloydisch", kaum zu glauben, daß es von Roger Waters stammt. (4)
"Seamus" - Jo, nix gegen den Hund. Aber Hund und Musik zusammen sind selbst mir als tolerantem Fan beinahe unerträglich. Schade um den wirklich schönen Blues... (5)
Bjoern Gam
Die erste Frage, die es zu beantworten galt, was ist das auf dem Cover. Eine Freund meinte ein Ellbogen. Ich musste eingestehen, nichts auf dem Cover zu erkennen, aber aus kluger Quelle wurde mir versichert, dass es sich um ein Ohr handelt. Dann diese seltsame Aufteilung: Vier Lieder haben zusammen eine geringere Laenge als ein Lied. Sehr seltsam. Die Stuecke im Einzelnen:
1. One of these days:
Die Musik ist klasse und David hat wiedermal das Bottleneck ausgepackt. Klingt wirklich grandios. Der durchgaengige Rythmus des Bass. Das Lied hat doch so einiges, es ist sehr kraftvoll. Aber, wie geht der Text. Mal genau hinhoehren. Keine Chance. Also wiedermal in der schlauen Quelle nachgeschaut. Aha, Roger traegt wiedermal Kritik an Personen via Platte aus. Dies wirkt sich nicht gut aus auf die Wertung: 2-
2. A Pillow of winds:
Gut nach der Vorlage, des ersten Liedes, was wollte man erwarten. Der Song ist nett aber nichts besonders. Wertung: 3
3. Fearless:
Solangsam habe ich dass Gefuehl, dass die Qualitaet der Songs immer mehr abnimmt. Ich fuehle mich an eine stettig fallende Funktion erinnert. Wertung:3-
4. San Tropez:
Ich glaube dass faellt unter den Begriff: Kuensterliche Freiheit oder: "Wir wollten mal alles probieren". Trotzdem grottenschlecht. Wertung: 5
5. Seamus:
Kein Kommentar. Wohl das schlechteste Lied der Floyds.
6. Echoes:
Dieses Lied reisst aber wieder alles heraus, was die Lieder 2 - 4 angerichtet haben. Grandiose 23 Minuten lang bearbeiten die Floyds ihre Instrumente auf wunderbare Art und Weise. Das Lied wird durch ein "Pingen" eingeleitet, welches wohl dem Sonar eines U-Bootes nachempfunden ist und dann baut sich dieses traumhafte Lied auf. Wobei man "traumhaft" woertlich nehmen darf. Ich glaube es gibt zwei Moeglichkeiten diese Lied zu geniessen:
1. Man legt sich genuesslich an den Strand schliesst die Augen, laesst sich den kalten Wind um die Nase wehen und lauscht einfach den Klaengen des Liedes.
2. Oder man greift zu dem Film 2001, welcher gerade auf DVD herausgekommen ist, und laesst sich von der Bilderflut + Musik in eine andere Welt treiben.
Wertung: 2
Anspiel-Tipps: Ganz klar Lied 1 und in guten Plattengeschaeften Lied 5.
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