Bruder Franziskus
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Okkulte Geheimnisse
Das TAROT

   

ZUM SATIRE-INHALT


Das TAROT

   Vorwort
   Der Magier
   Die Hohepriesterin
   Die Herrscherin
   Der Herrscher
   Der Hierophant
   Die Liebenden
   Der Teufel
   Der Narr






I Der Magier



Wir vertiefen uns in die Darstellung des Bildes, atmen ruhig und ausgeglichen und machen uns aufnahmebereit für die vielfältigen Eindrücke, die sogleich auf uns einzuströmen beginnen.
Gleich beim ersten Anblick fällt die frappierende Ähnlichkeit des dargestellten jungen Mannes mit David Copperfield auf. Sie mag nichts weiter zu bedeuten haben, gleichwohl wird in Insiderkreisen heftig darüber gestritten, ob dies eine Vorhersehung von Pamela Colman Smith gewesen sei, oder ob der neuzeitliche Illusionist kosmetische Korrekturen habe über sich ergehen lassen.
Über seinem Kopf schwebt ein Gebilde, wie wir es alle aus den Diskotheken kennen, ein flirrendes Laserbild, geformt zu einer liegenden "8", die im krassen Gegensatz zur Nummer der Karte steht. Vermutlich waren die Laser damals noch nicht in der Lage, kompliziertere Formen zu erzeugen, wie z.B. Schmetterlinge oder aufrechtstehende Einsen. In seiner rechten Hand hält der Magier ein Dildo-ähnliches Gebilde, in der Literatur oft schamhaft als "Stab" bezeichnet. Dies ist Symbol seiner Männlichkeit, wie auch der vor ihm stehende Bierhumpen, offensichtlich erst kürzlich geleert.
Wir gehen davon aus, daß der Mann bereits den verwahrlosten Zustand eines harten Alkoholikers erreicht hat, man beachte seine ungenügende Kleidung und den Zustand seiner Wohnung, die in erheblichem Maße von Unkraut überwuchert ist. (Dieses Schicksal erleiden oftmals gerade engagierte Sucher des wahren Wissens, man denke an den Abstieg des Dr. Faustus oder in neuerer Zeit Dr. Timothy Leary.) Mit der linken Hand deutet der Magier auf den Boden.
Offensichtlich will er uns etwas zeigen, und die Malerin hat die Beschränktheit des zur Verf ügung stehenden Bildes falsch eingeschätzt, sodaß uns das Objekt seiner Aufmerksamkeit für immer verborgen bleiben muß. Vor ihm steht ein Tisch, unschwer als Modell "Kabaliks" eines schwedischen Möbelhauses zu erkennen, in den ein anscheinend schamanisch gebildeter, gelangweilter Besucher indianische Symbole geritzt hat.
Man beachte den gelben Bierdeckel, dessen Symbol verrät, daß er aus der Kantine des Atomforschungsinstituts Karlsruhe entwendet wurde. Ein immer noch offenes Geheimnis stellt die auf dem Tisch liegende Nudelrolle dar, aber für den Anfang soll diese kleine Einführung genügen.


© Franziskus