XV Der
Teufel
Liebe Jünger!
Öffentlich traut sich ja keiner, aber hinter der verstohlenen
Hand einer Privatmessie oder unter Pseudonym in einem Nachbarforum
werde ich oft zu einer Fortsetzug der beliebten TAROT-Serie gedrängt.
Nun denn, betrachten wir heute ein weiteres Bild dieses wunderschönen
Kartenspiels, das der Herr Waite uns beschert hat.
Nicht erschrecken!
Wimpi, du kannst unter dem Kissen
hervorkommen! So schlimm ist das überhaupt nicht. Stellen wir
uns einfach einen netten, älteren Herrn vor, der Ohren hat, wie
Mr. Spock aus einer bekannten Space-Opera, und zusätzlich ein
paar hübsch geschwungener Hörner. Er sieht auch nicht grimmiger
aus, als, sagen wir mal, euer Chef, nachdem ihr ihn zum dritten Mal
in einem Monat um mehr Gehalt angegangen habt. Allerdings sitzt euer
Boss vermutlich nicht mit nacktem Oberkörper auf einem Steinsockel
(hoffe ich in eurem Interesse) und die restliche Bekleidung... naja,
pfälzischen Tuchhändlern würden sich vermutlich die
Haare sträuben.
Er hat die Rechte grüßend erhoben, allerdings mit so seltsam
gespreitzten Fingern, wie es uns die Baseballspieler in diesen amerikanischen
Filmen immer vormachen. Außerdem hat er sich geschnitten, vermutlich
am Saturn. Nun, daß er Fledermausflügelchen hat, kann uns
spätestens seit Babylon 5 nicht mehr irritieren.
Vor seinem ähh.. sagen wir mal, Thron, steht ein Pärchen.
Wie so oft auf diesen Bildern haben sie nichts an. (Ein Grund, weshalb
ich mich überhaupt länger mit diesem Tarot-Thema beschäftigt
habe). Daß beide ein wenig gehörnt sind, gehört ja
heute zum Alltag. Beide haben rötliche Haare, entweder aus einem
temporären Mangel an Farbe der Künstlerin oder L´OREAL
hatte seine Hand im Spiel.
Die Karte sollte einem meiner Kollegen recht gut gefallen, bildet sie
doch recht deutlich eine Spielart der Liebe ab, die mit heftigen Kettengerassel
und sowas dahergeht. Wir haben allerdings die seltene Variante vor
uns, bei der beide Personen mit einer schweren eisernen Kette an einen
Ring gefesselt sind. Unschwer erkennen wir das typische Ehepaar unserer
Zivilisation. Gebunden durch den Ring können sie nun nicht mehr
voneinander. Noch nicht einmal, wenn der nette Herr mit den Hörnern
dem jungen Mann etwas Feuer unter dem Hintern macht.
Naja, manche mögen ja sowas.
Überhaupt, ein Bild der sexuellen Kraft! Sogar das Pentagramm
wird hier recht zweideutig dargestellt, indem es umgekehrt mit dem
Kopf nach unten und geöffneten Schenkeln gemalt wurde.
Wenden wir uns ab von diesem Pfuhl der Sünde!
Zumindest die Kinder sollten jetzt schlafen gehen.
Mami und Papi meditieren noch etwas über den magischen Zeichen...
© Franziskus
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