IV Der
Herrscher
Friede sei mit Euch!
Gelassen, freudig und entspannt untersuchen wir heute die vierte Karte
des Tarots.
Ein erster flüchtiger
Blick erzeugt in uns das Bild des Weihnachtsmannes, wie wir ihn im
Sommerschlußverkauf in den Warenhäusern antreffen können.
Der lange weiße Bart, das rote Gewand, nur die Kopfbedeckung
ist eine andere. Anstelle der bekannten Troddelmütze trägt
dieser Mann eine Art Krone. Auf der Vorderseite sehen wir rote und
gelbe Punkte, die früheren Forschern viel Kopfzerbrechen bereitet
haben. Wir aufgeklärten Experten erkennen natürlich sofort,
daß es sich um LEDs handelt, die den DTR- und RCV-Status anzeigen.
Die Krone ist aus Gold und sicherlich sehr schwer, deswegen ist an
der Spitze ein kleiner Propeller angebracht, der die Last durch Aerodynamik
zu erleichtern hilft.
In seiner linken Hand hält der Herrscher eine Bombe, wie sie uns
aus vielen Tom und Jerry - Filmen bekannt ist, in der rechten einen
Drehmomentschlüssel. (Es würde den Rahmen sprengen, zu erzählen,
welche Verbindung die Automechaniker-Gewerkschaft zu der Entstehungsgeschichte
hatte; akzeptieren wir einfach die offensichtliche Einmischung des
Proletariats in die Darstellung des Königshauses.)
Der Betrachter ist leicht irritiert über die vielen Widderköpfe,
die am steinernen Thron des Herrschers angebracht sind. Nun, die Erklärung
ist einfach, und ihr seid sicher schon alleine darauf gekommen. Aus
der Abfolge der Karten und der Bezeichnungen "Die Herrscherin"
/ "Der Herrscher" ergibt sich der logische Schluß,
daß beide in einer eheliche Gemeinschaft leben. Wenn wir nun
das virile und lockende Bild der Gattin mit dem doch schon älteren
und durch eine Rüstung zusätzlich behinderten Ehemann vergleichen,
können wir uns sofort denken, daß jenem im Laufe seines
Lebens eine größere Anzahl Hörner aufgesetzt wurden,
die nun sein Sitzmöbel zieren.
Wer möchte, kann noch mehr Symbolik in diesem leicht deprimierenden
Bild finden. Zum Beispiel der kleine Fluß an der Rechten des
Herrschers: Ein Rinnsal, fast ausgetrocknet, tröpfelt vor sich
hin, ein Zeichen für - ach, das können unsere älteren
Leser sicher besser erklären.
© Franziskus
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