Bruder Franziskus
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Okkulte Geheimnisse
Das TAROT

   

ZUM SATIRE-INHALT


Das TAROT

   Vorwort
   Der Magier
   Die Hohepriesterin
   Die Herrscherin
   Der Herrscher
   Der Hierophant
   Die Liebenden
   Der Teufel
   Der Narr






II Die Hohepriesterin



Seid gegrüßt, ihr Sucher des geheimen Wissens!

Nach meinem ersten Beitrag bin ich gefragt worden, wie man mit dem Tarot spielt. Ich persönlich finde es schwierig, beim Skat die Punkte zusammenzuzählen, aber mit zwei gleichartigen Spielen kann man wunderschön Canastas auslegen.

Doch zuerst sollten wir die bildhafte Sprache der Joker erlernen.

Heute geht es also weiter mit der 2. Karte

Nach der ersten Sitzung haben wir ja alle ein wenig Erfahrung sammeln können, und jeder hat sicher die eine oder andere selbstgedrehte Zigarette genossen. Wir sehen eine schlanke Dame, die entspannt zwischen zwei großen Säulen sitzt. Manchmal auftauchende Interpretationen, in Verbindung mit der Papierrolle handle es sich um eine Darstellung der Damentoilette in der Spielbank Baden-Baden, haben sich als unhaltbares und mutwilliges Gerücht des Porzellanherstellers Villeroy et Boch herausgestellt.

Die Tapete, die wir im Hintergrund sehen, deutet mit ihren großangelegten Mustern auf ein Enstehungsjahr um 1968 hin und soll uns auf den auch in dieser Person schlummernden revolutionären Charakter hinweisen. Die Frau trägt eine recht ungewöhliche Kopfbedeckung. Heute ein Zeichen bestimmter Hamburger Juristinnen, war sie zu dieser Zeit sicher als "auffällig" zu bezeichnen. Die Mütze, besonders die abstehenden Spitzen, zeigen uns, daß die Priesterin intime Annäherungen scheut und sich subtil dagegen zu wehren weiß. Für besonders hartnäckige Verehrer liegt zu ihren Füßen griffbereit eine unschwer als klingonische Kampfsichel zu identifizierende Waffe.
Sie hält ein zusammengerolltes Blatt in der Hand, auf dem wir die Buchstaben "TORA" erkennen können. (Dazu drehen wir die Karte einfach herum) Wir wissen nicht, was uns diese Zeichen sagen sollen, vermutlich handelt es sich um die Rechnung eines Discounters wie "LEDI", "PLUS" oder "ALDI", was uns zeigt, daß auch Priesterinnen, selbst hohe, ganz profan Markstücke für den Einkaufswagen suchen müssen.

Erwähnenswert sind noch die beiden Säulen zu beiden Seiten der Karte. Hier wird viel von Dualität und Gegensätzen geschwafelt, doch wir können einfach sagen, daß verschieden Dinge oftmals das gleiche sind, auch wenn sie uns nicht auf den ersten Blick so erscheinen mögen. Das Auge ist irritiert von dem farblichen Gegensatz, doch letztendlich sind es beides schlichte Säulen. Vielleicht war die weiße mal schwarz und die schwarze mal weiß, wer weiß das heute schon. Auch Michael Jackson hat die Farbe gewechselt und singt immer noch so schlecht wie früher.

Wer ganz neugierig ist, mag sich fragen, was die Buchstaben "B" und "J" zu bedeuten haben. Irgendjemand meint, daß sie für "Boaz" und "Jakin" ständen. Und die Besserwisser, die es ja überall gibt, weisen daraufhin, daß die Säulen des Tempels zu Jerusalem diese Namen getragen hätten. Aber, mal ganz unter uns: Erinnert das nicht fatal an diese publikumswirksamen Abenteuer des Indiana Jones? Womöglich glauben wir auch noch an den Heiligen Gral oder Truhen mit Bundesschatzbriefen! Nein, nein, die Erklärung ist viel einfacher! Als Agent des KGB hat A. E. Waite uns frühzeitig auf Boris Jelzin hinweisen wollen, nichts anderes steckt dahinter.


© Franziskus