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Dies und Jenes
Lady Di

   

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Aus der Historie des Citylife-Forums 

6-Sep-97  14:21:24
Sb: Trauerspiel
Fm: Fr@nziskus {SatireOp}104706,3137


 

Ja, ich weiß, ihr seht euch sowas ja nicht an.
Das Medienereignis der letzten 30 Jahre seit der Beerdigung Kennedys,
Live übertragen in 100 Länder der Welt.

Eine Mammutsendung, von allen namhaften Sendern gleichzeitig ausgestrahlt, Bilder, als hätte Visconti das "Goldene Blatt" der letzten 2 Jahre verfilmt. Nee, schon ok, ihr seid ja nicht die richtige Zielgruppe, aber das muß man doch mal gesehen haben!   (Den besten Ton hatte übrigens Sat1)

Das war schon ein beeindruckender Zug durch halb London. Ein bißchen wie der Karnevalszug in Kölle, den wir alljährlich im Februar sehen können. Allerdings war die Kostümierung etwas einfallslos, meist eintönige dunkle Farben, aber die Engländer lernen das bestimmt auch noch. Die Sprecher waren dafür die gleichen. "Gleich kommt der Wagen um die Ecke...", im Hintergrund das Schraubgeräusch des Flachmanns, über Stunden immer wieder die gleiche Phrasen "für alle Zuschauer, die sich erst jetzt eingeschaltet haben". Ein bißchen hat mir die Musik gefehlt - das Gequäke des 1. schottischen Dudelsackregiments möchte ich mal außer Konkurrenz lassen - und natürlich die Werbepausen. Dabei wäre ein Always-Ultra oder "Ich bin ein Nachnieser" - Spot bestimmt gut gekommen. (Und natürlich der Lifta-Treppenlift für max)
Auch für die Blase wäre es gesünder gewesen, so mußte ich warten, bis der Zug die dunkle Gasse durchquerte, wo man eh nix sehen konnte. Naja, der Prince of Wales mußte ja auch so lange einhalten. Wär auch bestimmt peinlich, wenn 120 Millionen Leute zugucken, und die Bäume waren sowieso belagert.
Ich war ein wenig enttäuscht vom Einsatz der Kameras. Klar, von oben, von unten, mit Zoom, kein Winkel blieb ihnen verborgen. Aber keiner ist mal auf die Idee gekommen, eine Infrarotkamera einzusetzen. Man möchte ja schon wissen, ob die Princess überhaupt dabei war, oder?
Prominenz allenthalben. Die Yellow Press ist für die nächsten zwei Jahre versorgt. Besonders eindrucksvoll Luciano Paparazzi, der seine 342 Kg auf die schwachen Schultern seiner derzeitigen Lebensgefährtin (sagt der Sprecher) und seiner Sekretärin (sagt der Sprecher) stützt und von ihnen in die Kirche getragen wird wie ein Blauwal von einer Greenpeace-Gruppe.
Einer der Höhepunkte: der Transport des Sarges in die Kathedrale. Acht starke Grenadiere schultern das Ding, schwanken bedenklich und demonstrieren glaubhaft, das man nicht die Ikea-Kiefer-Ausführung gewählt hat, sondern mindestens 30 mm dicke alte Eiche. Die Kamera zeigt von oben den etwas schlingernden Gang der Truppe, ich überlege, was passiert, wenn einer umkippt, die Grenadiere anscheinend auch.
Zumal man im Zeitlupenschritt durch den Gang muß, umweht von betäubendem Weihrauch, den der quälend langsam voranschreitende Reverend reichhaltig austeilt. Die Kamera zoomt näher auf das Gesicht eines der Träger, Schweißtropfen auf der Stirn, verbissene Gesichtszüge, der Sprecher sagt salbungsvoll "Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen", aber das ist ihm offensichtlich kein Trost.
Überhaupt: Diese Sprecher sind echt Klasse! Auf die Idee, murmelnd der Text der Sopranistin zu übersetzen, muß man erstmal kommen! "Das ist eine Schweigeminute" war auch ein prima Satz, leider wurden die letzten 10 Sekunden nicht heruntergezählt.
Der Earl of Spencer spricht harsche Worte und gelobt vor einem Weltpublikum, daß Dianas Söhne nicht nur nach königlicher Etiquette erzogen werden sollen, was ihm brausenden Applaus der gutinformierten Menge verschafft und der Königin nicht gerade angenehm ist...
Elton John habe ich leider nicht gesehen, weil ich noch Bier und Zigaretten einkaufen mußte, aber jetzt fährt der Wagen gerade die 100 Km zum nächsten Friedhof und da man nicht soviele begleitende Kameras auftreiben konnte, nutzt man die bilderlose Zeit zu endlosen Wiederholungen der Zeremonie, diesmal mit kundigen Kommentaren der Redakteure, damit ich auch verstehe, was da gerade abgegangen ist.

Naja,
Requiescat in Pacem!