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Vorwort und kurze Einführung in THE WALL
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Alle Seiten, die zur Beschreibung und
Erläuterung von THE WALL gehören, können Sie auch
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"THE WALL"
gib es in mehreren Varianten, deren Unterscheidung den
"Laien" oder den "Neuen" manchmal recht
schwer fällt. Darum gibt es hier als erstes eine Übersicht
über die erhältlichen Darbietungen in chronologischer
Reihenfolge: |
[1] The Wall - Das Album 1979
1979 brachte die Gruppe Pink Floyd - zu diesem Zeitpunkt noch
vierköpfig - das Konzeptalbum "The Wall"
heraus. Das Album erstreckt sich über zwei LPs (später zwei
CDs) und beinhaltet ein kontinuierliches Musikstück über die
psychische Welt des Musiker "Pink", der sich nach
einschneidenden Erlebnissen in sich selbst zurückgezogen hat.
Die Figur ist zum Teil stark an die Biographie von Waters
angelehnt, der auch für die Texte und den Großteil der Musik
verantwortlich zeichnet. Zahlreiche Geräusche erinnern ein
wenig an einen Soundtrack und Vieles wird dem Zuhörer erst
klar, nachdem er die spätere Aufführung oder den noch
später folgenden Film gesehen hat. Die Texte spiegeln die in
der Zeit herumirrenden Gedanken Pinks wider und sind nicht
unbedingt auf einen kurzen Blick verständlich.
[2] The Wall - Die Aufführung 1980/1981
Die Aufführung von "The Wall" als Tournee zu
bezeichnen, wäre im Rahmen dessen, was man von Pink Floyd
gewohnt war, völlig übertrieben. Tatsächlich gab es nur
vier Orte weltweit, an denen das Stück jeweils an
mehreren Tagen aufgeführt wurde.
- New York, Nassau
Colisseum
- Los Angeles, Sports Arena
- London, Earl's Court
- Dortmund, Westfalenhalle Die
Konzerte waren genial, aufwendig und verlustbringend. Und ein
unvergeßliches Erlebnis für diejenigen, die das Glück
hatten, daran teilzunehmen.
Quer über die Bühne wurde während der Vorstellung Stück
für Stück eine echte Mauer aus großen, weißen Blöcken
errichtet, die 40 m breit war und im Endausbau die Bühne
völlig verdeckte. Der letzte Stein wurde beim Song
"Goodbye Cruel World" in die Lücke geschoben -
exakt in der Mitte des Werkes.
Die Musiker spielten in der Folge zum Teil hinter der Mauer,
die nun als riesige Leinwand diente, auf die mit drei
Projektoren simultan die bekannten Trickfilme von Gerald
Scarfe geworfen wurden. Ein komplettes Hotelzimmer mit
Stehlampe und Fernseher klappt an einer Stelle heraus und
Roger Waters singt im Sessel davor sitzend; riesige
Marionetten in Gestalt des Lehrers oder der Mutter tanzen vor
der Mauer an Fäden und zum Schluß stürzt das riesige
Gebilde in sich zusammen.
Die Halle ist mit großen, von der Decke hängenden
"Hammer"-Fahnen ausstaffiert, es gibt Feuersäulen,
abstürzende Flugzeuge, ein Gitarrensolo von Gilmour ganz oben
auf der Mauer. Insgesamt ist dieses Spektakel kein
"Konzert" im üblichen Sinne, sondern ein
monumentales Schauspiel, ein gigantisches Musical!
[3] THE WALL - Der Film
Ein abendfüllender Kinofilm unter der Regie von Alan Parker
erscheint 1982, in dem Bob Geldof die Rolle des Musikers ("Pink")
verkörpert, der sich allmählich hinter einer selbsterrichteten (mentalen) Mauer zurückzieht, dort mit seinem Wahn zu kämpfen hat und sich schließlich befreit.
Teils autobiographische Elemente von Roger Waters, vermischt mit der Angst vor Machtphantasien über ein fanatisches Publikum und Hitler-ähnlichem Charisma. Der Film erklärt viele Sequenzen und Texte des Albums, die ohne die visuelle Begleitung
keine Bedeutung haben konnten.
Im Film gibt es [nahezu] keine Dialoge, sondern nur die aus dem Album bekannte Musik und die Geräusche. Man darf keinen normalen "Handlungsfilm" erwarten, sondern sieht in der "Gegenwart" des Films, wie Pink in seinem Hotelzimmer vor dem TV sitzt und sich mit Drogen (sichtbar: Joint) zudröhnt. Viele Geräusche und Gesprächsfetzen des Albums stammen aus Bruchstücken der Fernsehkanäle, durch die Pink zappt. Dabei lassen ihn Erinnerungen in Träume der Vergangenheit driften, in denen wir seinen Vater im Kriegseinsatz sehen, seine überfürsorgliche Mutter und frühe Kindheitserlebnisse, seine Frau, Ängste, Alpträume...
Als wäre der Film nicht bereits surrealistisch genug, werden die Realszenen mit Zeichentrickfilmen gemischt, deren Figuren man auf der Innenseite des Plattencovers betrachten kann. "Zeichentrickfilm" nicht im Sinne von Disney oder den Simpsons, sondern als bitterböse, zum Teil zynische Weltansichten. Die gesamte Schlußszene, das "Gericht" ist
ein Trickfilm. Schöpfer der Szenen ist Gerald Scarfe, der auch einen Namen als poltischer Karikaturist hat.
[4] [5] THE WALL - Roger Waters in Berlin, 1990
Roger Waters hatte sich mittlerweile von Pink Floyd getrennt.
Nach dem Mauerfall in Deutschland plant er einen symbolischen
Auftritt an historischer Stätte. Am 21. Juli 1990 führte er The Wall noch einmal in Berlin auf,
passenderweise auf dem Potsdamer Platz, wo früher die
"echte Mauer" stand. Anstelle der Floyd- Kollegen trat eine sehr gemischte Truppe individueller Stars auf, wie Sinéad O´Connor, Bryan Adams, Ute Lemper, Cyndi Lauper, Marianne Faithfull, Van Morrison, die Scorpions u.v.a.
Die Show wurde live im TV übertragen, es gibt ein Live-Album und ein Video/DVD
davon. Die Effekte waren ähnlich denen der 80er Tournee, vielleicht noch eine Stufe gigantischer, um der Zeit gerecht zu werden. Musikalisch gab es einige Pannen, Sinéad O´Conner vergaß ihren Text ("Mother"), andere Stimmen paßten nicht so recht zu den Songs, aber für eine derart gemixte Truppe und vermutlich knappen Proben war es recht ansehnlich. Die Meinung der Fans geht allerdings in diesem Punkt stark auseinander....
Ich persönlich höre diese Version sehr gerne und empfehle sie
auch uneingeschränkt weiter.
Eine
sehr schöne und reich mit Fotos versehene Dokumentation
zum Berliner Wall-Konzert gibt es bei Steffen Hein unter
der Url http://wall90.qhe.de/
[6] Is There Anybody Out
There?
Dieses im März 2000 erschienene Album enthält den nachbearbeiteten Live-Mitschnitt der Pink Floyd Tournee
1980/81 (siehe [2]). Im beigefügten Buch der Special-Ausgabe sind viele Fotos und technische Anweisungen zur damaligen Show zu sehen. Und
zu guter Letzt:
Die Bluegrass-Band Luther Wright
& the Wrongs hat das gesamte Wall-Album zu einer
Country-Version umgeschrieben. Nein, natürlich ist das keine
ernstzunehmende Konkurrenz und humorlose Fans mögen das Werk
sogar blasphemisch finden. Aber wer darüber schmunzeln kann,
nichts dabei findet, daß statt des Hunschraubers eine Motorsäge
knattert und nicht sofort beim Klang eines Banjos wegrennt,
sollte seine Sammlung unbedingt komplettieren.
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Kurze Inhaltsübersicht
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The Wall ist ein umstrittenes Werk. Es ist mehr oder weniger eine Selbstdarstellung von Roger Waters und war
wegen der Egozentrik des Künstlers nicht der geringste Anlaß, der zur Trennung der Band führte.
Auch die Thematik, die zum Teil harten "Bilder", die Vermischung verschiedener Empfindungswelten führt schnell zur Polarisierung der Fans. Entweder, man steht mit Abscheu davor oder empfindet es als geniales Werk.
Um die Texte, den Inhalt zu verstehen, ist es fast unumgänglich, den gleichnamigen Film gesehen zu haben. Nur so kann man die Zusammenhänge erkennen, die Rätsel der Geräuschkulisse lösen und die Gesamtaussage beurteilen.
The Wall war von Anfang an als Filmprojekt geplant. Man muß sich das Album eher als den zugehörigen Soundtrack vorstellen. Die wenigen Live-Shows mögen als Ersatz herhalten.
The Wall ist eine Mischung aus flammender Anti-Kriegs-Kampagne, Aufarbeitung der Psychosen Roger Waters´, Philosophien über das Band-Publikum-Verhältnis - alles Themen, die weitab vom tägliche "Love"-Pop/Rock-Song liegen.
Der Film ist faszinierend, aber schwer verdaulich.
Die Geschichte zu "The Wall" ist nach und nach
gewachsen. Ursprünglicher Auslöser waren die Tourneen 1975
und 1977, die in riesigen Stadien stattfanden, mit Fans, die
zu einem Großteil nicht an der früher so experimentellen,
psychedelischen Musik interessiert waren, sondern laut grölten,
in Massen Bier konsumierten, Feuerwerke abschossen und es den
Floyds fast unmöglich machten, ihre Musik vorzuführen. Roger
Waters begann es zu hassen, vor solchen Massen zu spielen, von
denen man hauptsächlich die ersten paar Reihen sieht, die
sich nach vorn drängeln, schubsen, schreien etc. Er fühlt,
wie sich eine "Mauer" zwischen der Gruppe und ihren
Fans aufbaut, wie sich die Band immer mehr vom Publikum
entfremdet, anstatt mit ihnen zusammen zu "fühlen".
Es gbt die legendäre Geschichte, wo es mit Waters durchging
und er einem nach vorn drängelnden Typ ins Gesicht spuckte.
So entstanden die ersten Gedanken zum Konzeptalbum.
mp3
660 KB
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Soundbeispiel: Achtung! Dies ist
kein Song als mp3-Datei sondern ein kurzer
Ausschnitt aus dem Konzert vom 06. Juli 1977 im Olympic Stadium, Montreal,Quebec.
Zu Beginn von "Pigs on the Wing I" werden
wieder Feuerwerkskörper abgeschossen und Roger
unterbricht den Song, um lautstark und ...ähh.. mit
klaren Worten eine Art Standpauke zu halten. "Oh for fuck sake [...] I'm trying to sing a
song."
(Quelle: ROIO Azimuth Coordinator) |
Schon in einem frühen Interview (1979 mit Tommy Vance) räumte
Waters ein, daß er nicht auf das Publikum schimpfen sollte
und wollte. "Es hat gefeiert und war eben gut drauf.
Genauso soll es sein." Das Problem seien diese
riesigen Stadien und diese riesigen Stadien würden benutzt,
um möglichst viel Cash zu machen. Selbst schuld, sozusagen.
In der Story dreht sich alles um die Person
"Pink", eine fiktive Gestalt, die aber eindeutig die
Historie Roger Waters in sich trägt und gleichzeitig Züge
von Syd Barrett trägt wie auch als Synonym für eine
gefeierte Band dient.
Pink ist "ausgebrannt" vom ständigen Streß, Tourleben, Drogen und sitzt bekifft in seinem Hotelzimmer, mehr in der imaginären, als in der realen Welt verhaftet. Währenddessen tritt eine Ersatzband ("Surrogate"-Band) vor das wartende Publikum und entpuppt sich als die negative Kraft einer massenbeeinflußenden Größe, vergleichbar - und verglichen - mit den hypnotisierenden Großveranstaltungen der Nazis.
Pink denkt über sein Leben nach... die Texte der ersten Hälfte sind Rückblenden auf sein Leben, der Tod des Vaters in einem sinnlosen Einsatz in Anzio/Italien bei der Verteidigung eines Brückenkopfes im 2.Weltkrieg, das Unverständnis des jungen Pink, der versucht, zu begreifen, warum alle die glorreichen Soldaten so toll finden, die sich Arme und Beine wegschießen und sich erschießen lassen, anstatt ihre Kinder im Leben zu begleiten, die übertriebene Fürsorge der Mutter, die im Bemühen, den Vater zu ersetzen, mehr erstickt, als hilft, die Schule mit ihren sadistischen Lehrern - alles "Steine in der Mauer", die allmählich um Pink wächst, und ihn vom realen Leben ausschließt.
Groupies erleben einen dahindämmernden Pink, der plötzlich ausrastet und sein Mobiliar zerstört, um anschließend völlig introvertiert zu werden. Ein Arzt wird herbeigerufen, um ihn wieder zu Bewußtsein zu bringen - hauptsächlich aus wirtschaftlichen Gründen - die Band soll auftreten, als sei nichts geschehen. Pink sieht sich als Diktator auf der Bühne stehen, ein surrealistischer Hitler und schreckt vor seiner eigenen Macht - und seinem zerstörten, gefesselten Geist zurück.
In seinem Inneren spielt sich eine Gerichtsverhandlung ab - bizarr auf dem Album - noch bizarrer als Cartoon Gerald Scarfe´s im Film - und wird vom Richter verurteilt, seine schützende Mauer niederzureißen und sich dem normalen Leben zu stellen.
Wer nur die "Schülerhymne" ' We don´t need no education' ( = Another Brick in the Wall Part II) kennt, ist eventuell enttäuscht, oder noch eher schockiert. Ich weiß nicht, was die Band oder die Produzenten seinerzeit bewogen hat, ausgerechnet diesen Song auszukoppeln, aber er ist wohl derjenige, der am wenigsten mit dem Inhalt zu tun hat.
Bei dem alten Schwarz-Weiß-Film, der in vielen Szenen im
Hotelfernseher läuft und dessen Ton häufig in die Songs
hineinkopiert wurde, handelt es sich symbolträchtig um den
englischen Spielfilm "The Dambusters".
In diesem Film wird erzählt, wie die englische Luftwaffe
eine Bombe entwickelte, die wie ein Kieselstein schräg über
das Wasser hüpft, um dann eine Staumauer sprengen zu
können.
Die Engländer setzten diese Bombe im zweiten Weltkrieg zur
Zerstörung der Möhne-Talsperre ein.
Bei allem Ernst des Themas, eventueller Betroffenheit und
allen philosophischen Interpretationsversuchen empfiehlt es
sich, vor dem Herabsinken in tiefe Depressionen über die
Drangsale des Lebens einmal in die Kommentarspur der DVD
hineinzuhören, auf der Roger Waters und Gerald Scarfe
ungewohnt "launig" ihre Kommentare und Erinnerungen
zu dem Geschehen abgeben. Ganz so verbissen sollte man das
alles nicht sehen.
Bob Geldof selbst war übrigens überhaupt kein Pink Floyd
Fan. In einem jüngeren Interview erzählt Roger Waters von
einem Gespräch, das Geldof nach der Anfrage zu seiner Rolle mit
seinem Manager führte und bei dem die Jungs gar nicht so gut
wegkamen. ("Pink Floyd? So ein Scheiß!")
Externe Empfehlung:
eine unerreichbare Fülle von Details gibt es in dem
umfangreichen Werk von Martin Geyer:
http://www.pinkfloyd-thewall.de/
637 Seiten (!!!) voller
Informationen zum
Pink Floyd Klassiker
THE WALL
(Das nebenstehende
Bild ist ein stark verkleinerter Ausschnitt aus dem
Original)
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© Pink Floyd Music Ltd (für die
englischen Texte)
© Franz Hendricks (für den deutschsprachigen Teil + Layout)
Impressum
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